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Was sind eigentlich Motive? 

Die Psychologie definiert die Motive als die hinter den Charaktereigenschaften und Kompetenzen liegenden TRIEBKRÄFTE, die uns eben antreiben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie geben uns also eine Antwort auf unser WARUM, während die Charaktereigenschaften das WIE bestimmen und die Kompetenzen darüber entscheiden, ob wir dann unser Ziel tatsächlich erreichen.

Lebst du so, wie es dir entspricht oder wie es andere von dir erwarten? Oftmals leben wir so, wie wir es im Laufe des Lebens gelernt haben. Die Frage was du wirklich willst, stellen sich tatsächlich die wenigsten Menschen.

In meiner ehemaligen 15-jährigen Tätigkeit als Fach- und Führungskraft in der Finanzbranche bin ich ein glänzendes Beispiel dafür, dass ich jahrelang gegen meine Motive gearbeitet habe. Eingestiegen im Bereich Personalmanagement, Wechsel in den Vertrieb, erste Führungsposition, Mitarbeiterverantwortung und intensive Zusammenarbeit mit dem Management in einem hierarchisch geprägten Umfeld. Nach außen glänzte ​meine junge Karriere! Innerlich fühlte ich mich aber nicht wirklich ausgeglichen, sondern spürte eine latente Unzufriedenheit, die ich nicht erklären konnte. Rein objektiv hatte ich doch alles erreicht. Eine harmonische Familie und einen tollen Job!

Die Lebensmotive

Der Stand der aktuellen Motivationsforschung zeigt 9 Motive (nach Prof. M. Puppatz):

Sicherheit, Beziehung, Werte & Sinn, Lebensstil, Leistung, Wachstum, Kreativität, Einfluss, Unabhängigkeit

Unabhängigkeit und Werte & Sinn sind meine zwei stärksten Motive und es ist das, was mich am meisten antreibt.

Das Unabhängigkeitsmotiv zeichnet sich aus durch den Wunsch nach Möglichkeiten zur freien beruflichen Entfaltung und einem hohen Maß an Eigeninitiative und Autonomie. In einem hierarchisch geprägten Arbeitsumfeld konnte ich mein inneres Motiv nur spartanisch bedienen. Ein Grund für meine Unzufriedenheit.

Das Wertmotiv zeichnet sich aus durch den Wunsch, einen selbst wahrgenommenen Sinn in der eigenen Tätigkeit zu finden, der über den Verdienst und Prestige hinausgeht. Zudem sucht das Wertmotiv ein Umfeld, in dem der eigene Idealismus nicht unterdrückt werden muss, sonders dieser akzeptiert wird. Besonders in der Finanzbranche standen Vertriebs- und Unternehmensziele im Vordergrund und nicht die individuelle Persönlichkeit. Der Ansatz eines einheitlichen Standards entspricht nicht meinen Motiven und förderte wohl ebenso meine Unzufriedenheit.


Motive im Job

Unternehmen kümmern sich meist wenig darum, ob die Motivation der Mitarbeiter mit den Anforderungen des Arbeitsplatzes tatsächlich übereinstimmt. Viel mehr wird nach dem geschaut, was ein Mitarbeiter gut kann bzw. was im Unternehmen gebraucht wird. Führungskräfte täten allerdings gut daran, Bewerber aber auch langjährige Mitarbeiter dort einzusetzen, wo sie am besten aufgehoben sind. Wo ihre Leidenschaften und Fähigkeiten und vor allem auch ihre Lebensmotive mit dem Job übereinstimmen. Nur dann kann ein Beruf auch Berufung sein und dieser für beide Seiten – also Arbeitgeber und Arbeitnehmer - zum Erfolg führen. Die vorhandenen Mitarbeiter fördern und fordern sollte Credo jedes Unternehmens sein, noch vor expansiven Personalmarketingmaßnahmen!


So können wir Motive erkennen

Um herauszufinden, was uns antreibt und glücklich macht, damit wir einen Job finden, der wirklich zu uns passt gibt es zwei Möglichkeiten:

1) Im individuellen Coachinggespräch kann ich über die Identifizierung der eigenen Werte die persönlichen Motive erarbeiten, um Klarheit zu        bekommen.
2) Über einen wissenschaftlich fundiertes Analysetool kann ich die Persönlichkeit ganzheitlich erfassen, und damit Charaktereigenschaften, Motive und Kompetenzen erkennen. Ich empfehle hier den LINC PERSONALITY PROFILER, ein Analysetool zur Persönlichkeitsentwicklung, das ​von der Leuphana Universität Lüneburg entwickelt wurde.


Die Erkenntnis über die Motive richtig nutzen

Das Bewusstsein, dass ich in meiner langjährigen Tätigkeit in der Finanzbranche nicht zufrieden war, bestand zwar lange Zeit, aber ich konnte es einfach nicht erklären, warum es so war.
Erst in meiner Ausbildung zum systemischen Organisationscoach habe ich meine eigenen Werte tiefgreifend erarbeitet und kennengelernt. Ein langer und mühsamer Weg, der im Ergebnis aber viele persönliche Veränderungen mitgebracht hat. So habe ich meine Anstellung in der Bank aufgegeben und bin heute freiberuflich tätig.
Als ich dann vor einiger Zeit das Tool des LINC PERSONALITY PROFILER kennengelernt und genutzt habe, war ich tatsächlich sehr überrascht, wie die Ergebnisse zu meiner bisherigen Arbeit zur Erkenntnis meiner Persönlichkeit gepasst haben. Die Ergebnisse sind zudem psychologisch und wissenschaftlich fundiert.

Mit Hilfe dieser Ergebnisse gelingt es damit schneller und effektiver in die Arbeit von Handlungsoptionen und Lösungen zu gehen. Auch Unternehmen können durch das Analysetool profitieren. Bspw. können Handlungsimpulse für die Bereiche Kommunikation, Arbeitsstil, Verhandlung und Führung genutzt werden, die Selbst- und Fremdwahrnehmung hinterfragt werden oder man thematisiert, was von anderen Stilen gelernt werden kann. Auch im Rahmen der Teamentwicklung können Persönlichkeitsstile im Team identifiziert werden, andere Teammitglieder besser verstanden werden oder fehlende Ressourcen im Team erkennbar gemacht werden.

In jedem Fall erhält der Anwender eine extrem wertschätzende Rückmeldung durch einen 30-seitigen Report inkl. persönlicher Handlungsimpulse für die Kommunikation, den Arbeitsstil und das Thema Führung.


​Mein Fazit

Wer gemäß seiner Motive lebt und einen dazu passenden Job hat, kann glücklich und erfolgreich werden. Wer gegen seine Motive lebt, lebt immer in der (unbewussten) Angst, zu versagen. Nur wer tut, was er wirklich gerne tut und was er liebt, ist am richtigen Platz und auch nur dann ist es Unternehmen möglich dauerhaft erfolgreich zu arbeiten. Denn die größte Ressource eines Unternehmens ist und bleibt der Mensch!

Es erfordert einiges an Selbsterkenntnis, dann herauszufinden, in welchem Job du dich mit deinen Motiven am wohlsten fühlst und was ein idealer Traumjob ist. Doch ich kann als ehemalige "unzufriedene" Bankerin und heute glückliche Coach versichern: Es lohnt sich!

Und ich verstehe auch die Unternehmen, dass dies zunächst eine Investition bedeutet. Aber was passiert im Unternehmen, wenn man nichts für die eigenen Mitarbeiter tut oder die falschen oder unpassenden Maßnahmen etabliert?

 

Wie kannst du diese Erkenntnis umsetzen und was ist der erste Schritt für dich?