Ist Motivation tatsächlich eine Kunst?

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Die letzten Jahre stelle ich mir immer wieder die Frage, woran es liegt, dass manche Kollegen wenig bis gar nicht motiviert sind, andere hingegen immer ihr Motivation ausstrahlen.

Glaubt man aktuellen Studien, wie der der ManpowerGroup Deutschland aus 2016, so ergibt sich folgendes zentrales Ergebnis: Employer Branding wird zur Kernkompetenz von erfolgreichen Arbeitgebern. D.h. ein gutes Arbeitsklima, Vertrauensarbeitszeit und ein gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzen beeinflussen die eigene Arbeitsmoral und sind die Top 3 Antriebe, so die Studie.

Dies kann ich sicher so unterschreiben, wenn ich meine persönliche Arbeitsmoral und die, zahlreicher Mitarbeiter betrachte. Doch aus meiner Sicht ist das nur eine Seite der Medaille.

Zwei – in meinen Augen – wesentliche Punkte beeinflussen Motivation oder Demotivation bei Mitarbeitern:

1: Die steigende Arbeitsbelastung.

Stellen Sie sich vor, Sie kommen aus Ihrem wohlverdienten Urlaub. Erster Arbeitstag – 400 neue Mails. Ja Sie hören richtig – 400! Neue Arbeitsanweisungen, neue Angebote, Veränderungen intern, Veränderungen bei Geschäftspartnern, neue Termine ….. Alles für mich?

Nein! Genau hier liegt das Problem. Jeder bekommt jegliche Information.

Die anziehende Konjunktur, neue gesetzliche Vorgaben und Richtlinien und der neue Trend zu vollumfänglichen Dokumentation jeglicher Arbeitsschritte, sind die aus meiner Sicht größten Treiber der ansteigenden Arbeitsbelastung. Gefolgt von einer digitalen Kommunikation, die – wie im Beispiel beschrieben – scheinbar keine Filter kennt, fühlen sich Mitarbeiter schier überfordert.

Reflextieren Sie meine Annahme für sich selbst und Ihr Team! Stimmen Sie meiner Beobachtung zu? Welche Maßnahmen können Sie ergreifen, um sich selbst und Ihre Mitarbeiter vor Überlastung zu schützen?

 

2: Die Vorbildwirkung von Vorgesetzten

Spricht man über die Wirkung von Vorbildern, insbesondere die von Führungskräften, trifft man geradewohl auf 2 Lager.

Im Rahmen der nötigen Soft Skills von Führungskräften, steht die Vorbildwirkung an vorderster Front. Mitarbeiter orientieren sich an Ihrer Führungskraft bewusst oder unbewusst. Dabei überträgt sich das eigene Verhalten auf die Mitarbeiter.

Andererseits wird die Wirkung von Vorbildern in Frage gestellt und nur eine eingeschränkte Vorbildwirkung diskutiert. Begründet wird dies sehr simpel mit der Behauptung, dass die Mehrzahl der Mitarbeiter sich nicht mit einer Führungskraft vergleichen. Demnach auch nicht die vorgelebten Verhaltensweisen übernehmen (müssen).

 

Fakt ist, Führungskräfte stehen immer im Fokus der Mitarbeiter. Sie werden ständig beobachtet und hinterfragt. Aus meiner Erfahrung heraus werden dabei folgende Punkte durch die Mitarbeiter zuerst geprüft:

Hält sich die Führungskraft an seine eigenen Spielregeln? Wasser predigen und Wein trinken – das geht einfach nicht und beschneidet die eigene Integrität.

Die Geschäftsleitung fordert jährliche Mitarbeitergespräche von seinen Führungskräften. Doch selbst führt die Geschäftsleitung keine Gespräche mit seinen eigenen Führungskräften!?

Welchen Arbeitsrahmen gibt mir meine Führungskraft vor? D.h. werde ich entsprechend meiner Kompetenzen auch gefördert und gefordert? Wie eigenständig darf ich arbeiten?

Die Neugestaltung der Firmenwebseite wurde durch die Marketingabteilung vorgenommen! Aktuelle Trends und Kundenstimmen wurden berücksichtigt. Der Relaunch wurde einzig durch die Geschäftsleitung gestoppt  – aufgrund von persönlichen Nichtgefallen.

Schaut meine Führungskraft auf mich und meine Arbeit? Werde ich wahrgenommen bzw. wird meine Arbeit hinterfragt?

In regelmäßige Teamrunden werden die Aufgabenschwerpunkte der einzelnen Mitarbeiter besprochen und gemeinsam Prioritäten gesetzt. Spontane Besprechungen und täglicher Austausch festigen die Rollen der Mitarbeiter besonders in kleinen Teams.

Größere Teams finden sich einmal monatlich zusammen. Ergebnisse werden vorgestellt, indem Leuchttürme hervorgehoben werden und Ansätze für notwendige Verbesserungen diskutiert werden.

 

Wie schätzen Sie Ihre eigene Vorbildwirkung ein? Können Sie Ihre Mitarbeiter mit Ihrem eigenen Verhalten motivieren?

Mein Fazit zu diesem Thema: Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter immer so, wie auch Sie behandelt werden möchten. In jedem Unternehmen wird es Dinge geben, die auch Sie nicht ändern können. Aber Sie können mit Ihren Mitarbeitern reden und gemeinsame Kompromisse schaffen. Denn Motivation wird nicht ausschließlich durch externe Rahmenbedingungen gesteuert, sondern vielmehr durch die (hoffentlich positive) Interaktion miteinander! Diese sogenannte intrinsische Motivation steht für das Arbeiten aus eigenem Antrieb. Die Arbeit wird erledigt weil sie Spaß macht, weil man Verantwortung übernehmen darf oder man entsprechende Entscheidungsfreiheiten hat.

Entscheiden Sie also bitte für sich selbst, ob Motivation eine Kunst ist, oder man als Führungskraft seine Mitarbeiter auch motivieren kann auch ohne Künstler sein zu müssen!